Chronik


 

1587, der Beginn der großen Umwälzungen in Europa: Luthers Reformationsidee findet immer mehr Anhänger, in Spanien bereitet sich Phillip II. auf die Schlacht gegen die Engländer vor, der Dreißigjährige Krieg steht vor der Tür.

 

Zu dieser ereignisreichen Zeit wird auch der "Alte Salzspeicher" erbaut. In der kleinen Fischerstadt Heiligenhafen ist von der Unsicherheit in Europa allerdings noch nichts zu spüren. Die Kirchengemeinde hat gerade den Auftrag für den Bau eines Speichers gegeben, da die kirchlichen Lager für die eingetriebenen Pfründe nicht mehr ausreichen. In dem neuen Speicher sollen die Abgaben der ländlichen Bewohner des Raumes um Heiligenhafen eingelagert werden, vorwiegend Getreide.

 

Die Handwerker machen alles mit der Hand: die Ziegel, das Bodenpflaster, die Dachpfannen. Auch die dicken, heute noch gut erhaltenen Balken des Fachwerkhauses werden mit der Handsäge geschnitten. Anhand dieser Balken konnten Wissenschaftler von der Christian-Albrecht-Universität in Kiel später das Alter des Salzspeichers feststellen: geschlagen wurden die Bäume im Jahre 1586, ungefähr ein Jahr später wurden sie dann verbaut.

 

Lange wurde der "Alte Salzspeicher" allerdings nicht als Getreidelager genutzt, denn es folgten bald schwere Jahre für die Heiligenhafener. Die alte Seefahrer- und Fischerstadt wurde Kriegsschauplatz im Dreißigjährigen Krieg. Der Markgraf  Friedrich von Baden-Durlach landete mit unzähligen Schiffen in Heiligenhafen. Einquartierungen, Durchzüge und Requirierungen folgten. Der Speicher stand in jenen Jahren ziemlich leer, denn "wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren". Die Bevölkerung verarmte, und auch die Kirche verzichtete auf reiche Pfründe.

 

Nachdem während des "Nordischen Krieges" noch einmal Soldaten in die Warderstadt gekommen waren, erholten sich die Heiligenhafener jedoch bald wieder. Der "Alte Salzspeicher" wurde jetzt zunächst als Salzlager genutzt, denn nicht nur die Fischer  benötigten das wertvolle Mineral zum Einsalzen der Fische, auch die Hausfrauen holten sich dort ihren täglichen Salz-Bedarf.

 

Noch bis zu seinem Umbau 1971 war der alte Speicher Lager der Heiligenhafener Fischverwertungsgenossenschaft.

100 Jahre zuvor waren zum letzten Male Renovierungsarbeiten an dem Speicher durchgeführt worden. Dies besagt eine Inschrift: "Otto 1871" - Malermeister Otto hatte im Jahr 1871 die Wände gekalkt. Dann passierte lange nichts mehr.

 

Der Beschluss, den Speicher zu restaurieren und in ein Spezialitäten-Restaurant zu verwandeln, fiel quasi in letzter Minute, denn 375 Jahre nach seiner Entstehung war das alte Gebäude dem Verfall nahe. Der Abbruch schien beinahe unvermeidbar. Bodensenkungen hatten die Mauern aus dem Lot gebracht, mit einem Einsturz musste jederzeit gerechnet werden.

 

Das Landesamt für Denkmalpflege, die Stadt Heiligenhafen und die Engelhard-Gaststättenbetriebe erklärten sich jedoch bereit, die enormen Restaurierungskosten gemeinsam zu tragen. Der Lütjenburger Architekt Dipl.-Ing. Eberhard Nass, Spezialist für solche Baumaßnahmen, wurde mit der Restaurierung beauftragt. Er fand auch Handwerker, die sich noch auf die alte Baukunst verstanden und so beim Umbau den Stil des alten Hauses bewahrten.

 

Nach fast drei Jahren war es soweit: der "Alte Salzspeicher" war gerettet.

 

Seit vielen Jahren dient er mittlerweile als Restaurant mit historischer Atmosphäre. Zum 1. April 2009 verwirklichte sich Sven Wichmann seinen Traum vom eigenen Restaurant und eröffnete hier sein Steak- und Pfannkuchenrestaurant. Wichmanns  Ziel: den Alten Salzspeicher wieder zu dem zu machen, was er einmal war - ein Ausflugsziel für Jung und Alt, an dem es sich zu moderaten Preisen und in uriger Atmosphäre gut und reichlich speisen lässt.

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